Der ehemalige Vorstands- und langjährige Beiratsvorsitzende des AFNET, Prof. Günter Breithardt, wurde mit dem „AFNET Lecture on Arrhythmias Award“ für seine langjährigen, herausragenden Beiträge zur Herzrhythmus-Forschung geehrt.
Der emeritierte Universitätsprofessor Günter Breithardt, ehemaliger Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik C, Kardiologie und Angiologie, des Universitätsklinikums Münster, hat sich vor allem durch bahnbrechende Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen einen Namen gemacht. Anlässlich des Preises hielt er vor etwa 40 Zuhörer:innen einen Vortrag mit dem Titel „Cardiac electrophysiology and arrhythmia management: from dawn to sunrise” und gab dabei spannende Einblicke in die Vergangenheit der rhythmologischen Forschung.
Ein Video-Mitschnitt des Vortrags wird in Kürze auf der AFNET Website verfügbar sein.
Mit diesem Foto, das im Januar nördlich vom Polarkreis aufgenommen wurde, startete Prof. Günter Breithardt seinen Vortrag. Die Sonne erscheint erst nach langer Dämmerung um die Mittagszeit im Süden am Horizont. (Bild: Rolv Einar Præsteng (Schwager von G.B.), Bodø, Norwegen).
Der Vortragstitel „…from dawn to sunrise“ ist inspiriert durch die Polarregion im hohen Norden Europas, wo die Dämmerung lang und faszinierend ist. Ähnlich verhält es sich laut Prof. Breithardt mit der Elektrophysiologie, deren Geschichte mit der Entdeckung der Bioelektrizität bereits im 18. Jahrhundert begann.
Luigi Galvani und Alessandro Volta, die in den 1780er Jahren Experimente an Froschmuskeln durchführten, gelten als Gründer der Elektrophysiologie. Carl Ludwig erfand in den 1840er Jahren den Kymograph (Wellenschreiber), mit dem er die Physiologie weiter voran brachte. Fortschritte bei der Aufzeichnung von Elektrizität führten gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum ersten Elektrokardiogramm (EKG). Der spätere Nobelpreisträger Willem Einthoven war daran maßgeblich beteiligt.
Im 20. Jahrhundert wurden die elektrophysiologischen Methoden weiterentwickelt und eingesetzt, um die normale Herztätigkeit sowie krankhafte Aktivitäten zu erforschen. Wichtige Meilensteine auf dem Weg zur späteren klinischen Elektrophysiologie waren zum Beispiel die ersten bildlichen Darstellungen der elektrischen Aktivierung des Herzens (Mapping), die bahnbrechende Therapiemöglichkeit durch Implantation von Herzschrittmachern und die Langzeit-registrierung des EKG. Forscher wie Thomas Lewis, Karel Wenckebach, Woldemar Mobitz, Paul Puëch, Dirk Durrer und Norman Holter waren daran beteiligt, um nur einige zu nennen.
Die klinische Elektrophysiologie hatte ihre Anfänge in den 1960er Jahren und führte schließlich zur Katheterablation, „dem neuen Werkzeug des Elektrophysiologen“. Auf diesem langen Weg haben unter anderem Benjamin Scherlag, Dirk Durrer, Hein Wellens und Philippe Coumel sowie in Deutschland der Ingenieur Peter Osypka mitgewirkt.
Günter Breithardt war ab Ende 1971 an der Universität Düsseldorf in der Klinik von Franz Loogen tätig. Durch das häufige Versagen einer medikamentösen antiarrhythmischen Therapie von Tachykardien motiviert, lenkte er das Interesse seiner Arbeitsgruppe auf die Einführung und Verbesserung neuartiger nichtmedikamentöser Therapien von Herzrhythmusstörungen. Unter seinem anfänglichen rhythmologischen Mentor Ludger Seipel wurde er dort einer der Pioniere der Elektrophysiologie, bevor er 1988 dem Ruf an die Universität Münster folgte.
„Die Sonne ist aufgegangen!“ Die Katheterablation mittels Hochfrequenzstroms, zu der seine Arbeitsgruppe viel beitrug, war der letzte große Schritt zum heutigen Niveau und der herausragenden Bedeutung der klinischen interventionellen Elektrophysiologie. Damit schloss Prof. Breithardt seinen Vortrag und bekam lang anhaltenden Applaus vom Publikum, in dem auch einige seiner ehemaligen Schüler:innen saßen. Anschließend fand die Preisverleihung statt. „Wir freuen uns sehr, dass der erste Preisträger des AFNET Lecture Awards unser Gründer und langjähriger Vorsitzender Prof. Breithardt ist.“ sagte der amtierende Vorstandsvorsitzende des AFNET, Prof. Paulus Kirchhof, der zusammen mit Geschäftsführerin Dr. Ines Gröner den Preis überreichte.
Prof. Günter Breithardt (Mitte) nahm den AFNET Lecture Award von Prof. Paulus Kirchhof und Dr. Ines Gröner entgegen. (Bild: DGK/Hauss)
Der AFNET Lecture Award ist neu in der Reihe der Preise, die die DGK alljährlich im Rahmen ihrer Jahrestagung an Wissenschaftler:innen vergibt, und wurde in diesem Jahr erstmalig verliehen. Mit dem vom AFNET gestifteten Ehrenpreis werden von nun an jährlich Kardiolog:innen für langjährige herausragende Forschungsleistungen im Bereich der Rhythmologie ausgezeichnet.
AFNET Vorstandsmitglied Prof. Andreas Goette (links) und Preisträger Prof. Günter Breithardt (Bild: AFNET)